Hungertuch 2025 / 2026: Liebe sei Tat

Liebe sei Tat. Unter diesem Motto wurde das Hungertuch 2025 / 2026 von der Künstlerin Konstanze Trommer geschaffen. Die Bilder der Menschen hat Frau Trommer zum Teil von Misereor bekommen, aber auch ihre Enkelinnen sind auf dem Hungertuch zu sehen. Auf einem Schwimmflügel steht OMA. Sie hat die Bilder als Fotocollage am PC zusammengefügt und dann malerisch verfremdet. Die Menschen, die wir zu Beginn des Gottesdienstes sprechen ließen, sind gemeinsam auf einer Sandbank mitten im Meer.
Diese Sandbank ist eine Traumwelt. Verschiedene Menschengruppen sind zu sehen. Schaut man genauer hin findet man Gruppen die spielend die Welt entdecken. Die Enkelinnen im Schlauboot rudern auf Meer hinaus. Sie sind auf Abenteuerfahrt – Oma ist der Schwimmflügel, der sie beschützen will. Zwei Mädchen spielen im Sand. Ein Junge, bespritzt seinen Freund mit Wasser. Ein Mädchen schaut neugierig in das Zelt.
Andere Kinder stehen und schauen. Zum Beispiel die beiden Kinder, die eine Windhose entdecken. Unheimlich sieht das aus. Kommt sie auf uns zu? Eine junge Mutter hält ihr Kind schützend im Arm. Ein Helikopter entdeckt die Gruppe auf der Sandbank. Wir sind entdeckt, wir sind nicht verloren.
Mitten im Bild steht ein Zelt, das auf der einen Seite einen goldenen Streifen hat. Dieser goldene Streifen kommt vom Himmel. Es ist das Zelt Gottes. Gott wohnt auf der Sandbank. Ein Zelt als Wohnung Gottes, diese Vorstellung kommt aus den Geschichten vom Auszug aus Ägypten. Gott zog mit den Israeliten. Er war mit ihnen auf dem Weg. Er brach sein Zelt immer wieder ab und ging weiter. Dieses Zelt Gottes unter den Menschen kann den Kindern auf der Sandbank Schutz geben: Vor der Sonne, vor Regen oder es kann einfach nur ein Rückzugsort sein. An der Zelttür steht eine Frau, die mit ihrem Finger auffordert einzutreten. „Komm ruhig.“
Das Hungertuch zeigt unsere Menschheitsfamilie, die wie auf einer Sandbank mitten im Meer lebt. Wir sind aufeinander angewiesen. Wir sind alle zusammen den Weltgewalten ausgeliefert.
Die Menschen auf dem Hungertuches machen jedoch keinen sorgenvollen oder ängstlichen Eindruck. Sie spielen, haben Spaß oder machen sich ihre Gedanken. Es gibt keinen Streit, keine Panik obwohl sie den Weltgewalten ausgeliefert sind.
Die Sandbank ist eine Traumwelt. Das Hungertuch will uns einladen zum gemeinsamen Träumen über die Menschheit. Diesen Traum stellt auch Papst Franziskus in seinem Papier Fratelli Tutti, 8 dar. Fratelli Tutti, das ist die Gemeinschaft aller Brücher und Schwestern. Wir träumen heute am Misereor Sonntag davon, sich für die Kinder der Welt, für Frauen und Männer einzusetzen.
Alle Menschen sind durch Gott miteinander verbunden. Er ist unser Schöpfer. Er will uns so wie wir sind. Wir sind seine Geschöpfe. Es ist für uns schön zu wissen und zu glauben, dass wir gewollt sind, und dass wir kein Zufall der Natur sind. Es ist für mich schön, mir das immer wieder vorzustellen: Da ist einer, der mich genau so will, wie ich bin. Diese Akzeptanz, dieses absolute JA zu mir, so wie ich bin, das ist Liebe. Diese Liebe bekomme ich von Gott geschenkt, der mir das Leben ermöglicht, der für mich Trost in schweren Zeiten ist, weil er mich liebt.
Diese Liebe schenkt mir Hoffnung. Wenn ich so wie ich bin geliebt bin von Gott, dann wird alles wieder gut. So kindlich darf ich als Kind Gottes denken und glauben. Was für mich gilt, gilt auch für anderen Menschen. Kann es mir dann egal sein, wenn in jeder Stunde 15000 Kinder an Hunger sterben? Kann es mir egal sein, ob Menschen in Mianmar um ihre Angehörigen trauern? Mianmar ist in diesem Jahr das Partnerland der Misereor Fastenaktion. Kann es mir dann egal sein, wie es Menschen gehen wird, die vom Klimawandel mehr betroffen sein werden als ich?
Gottes Liebe braucht Taten. Liebe sei Tat – so ist das Motto des Hungertuches. „Für mich als Künstlerin ist die Liebe einzig darstellbar über die Handlungen, die aus der Liebe erwachsen. Denn, alles was ihr tut, geschehe in Liebe! (1 Kor, 16.14) Für mich zeigt sich die echte Liebe in der Tat und nicht im Gerede darüber.“ So die Künstlerin.
Was können wir tun? Wie können wir unsere Liebe tatkräftig zeigen? Wie können wir tätig werden im Namen der Liebe?
Einen Hinweis haben wir im Evangelium Mt 6, 1+6, 16-18: Wir tun dies ohne großes Geschwätz, im Verborgenen. Wenn wir helfen, dann soll unsere rechte Hand nicht wissen, was die Linke tut. Und wenn wir beten und uns Gott zuwenden, der uns Kraft für unser Tun gibt, dann tun wir das nicht so, dass es alle sehen, sondern im Stillen. So kann aus Liebe Tat werden, mit Gottes Hilfe im Interesse der Menschen, die unserer Liebe brauchen. Amen.
Irmhild Sittard, Gemeindereferentin