7 Impulse zur Fastenzeit 2025

Impuls zur 5. Woche der Fastenzeit

Bild: Konstanze Trommer, Misereor Hungertuch 2025 /2026

Liebe sei Tat. Unter diesem Motto wurde das Hungertuch 2025 / 2026 von der Künstlerin Konstanze Trommer geschaffen. Die Bilder der Menschen hat Frau Trommer zum Teil von Misereor bekommen, aber auch ihre Enkelinnen sind auf dem Hungertuch zu sehen. Auf einem Schwimmflügel steht OMA. Sie hat die Bilder als Fotocollage am PC zusammengefügt und dann malerisch verfremdet. Die Menschen, die wir zu Beginn des Gottesdienstes sprechen ließen, sind gemeinsam auf einer Sandbank mitten im Meer.

Diese Sandbank ist eine Traumwelt. Verschiedene Menschengruppen sind zu sehen. Schaut man genauer hin findet man Gruppen die spielend die Welt entdecken. Die Enkelinnen im Schlauboot rudern auf Meer hinaus. Sie sind auf Abenteuerfahrt – Oma ist der Schwimmflügel, der sie beschützen will. Zwei Mädchen spielen im Sand. Ein Junge, bespritzt seinen Freund mit Wasser. Ein Mädchen schaut neugierig in das Zelt.

Andere Kinder stehen und schauen. Zum Beispiel die beiden Kinder, die eine Windhose entdecken. Unheimlich sieht das aus. Kommt sie auf uns zu? Eine junge Mutter hält ihr Kind schützend im Arm. Ein Helikopter entdeckt die Gruppe auf der Sandbank. Wir sind entdeckt, wir sind nicht verloren.

Mitten im Bild steht ein Zelt, das auf der einen Seite einen goldenen Streifen hat. Dieser goldene Streifen kommt vom Himmel. Es ist das Zelt Gottes. Gott wohnt auf der Sandbank. Ein Zelt als Wohnung Gottes, diese Vorstellung kommt aus den Geschichten vom Auszug aus Ägypten. Gott zog mit den Israeliten. Er war mit ihnen auf dem Weg. Er brach sein Zelt immer wieder ab und ging weiter. Dieses Zelt Gottes unter den Menschen kann den Kindern auf der Sandbank Schutz geben: Vor der Sonne, vor Regen oder es kann einfach nur ein Rückzugsort sein. An der Zelttür steht eine Frau, die mit ihrem Finger auffordert einzutreten. „Komm ruhig.“

Das Hungertuch zeigt unsere Menschheitsfamilie, die wie auf einer Sandbank mitten im Meer lebt. Wir sind aufeinander angewiesen. Wir sind alle zusammen den Weltgewalten ausgeliefert.

Die Menschen auf dem Hungertuches machen jedoch keinen sorgenvollen oder ängstlichen Eindruck. Sie spielen, haben Spaß oder machen sich ihre Gedanken. Es gibt keinen Streit, keine Panik obwohl sie den Weltgewalten ausgeliefert sind.

Die Sandbank ist eine Traumwelt. Das Hungertuch will uns einladen zum gemeinsamen Träumen über die Menschheit. Diesen Traum stellt auch Papst Franziskus in seinem Papier Fratelli Tutti, 8 dar. Fratelli Tutti, das ist die Gemeinschaft aller Brücher und Schwestern. Wir träumen heute am Misereor Sonntag davon, sich für die Kinder der Welt, für Frauen und Männer einzusetzen.

Alle Menschen sind durch Gott miteinander verbunden. Er ist unser Schöpfer. Er will uns so wie wir sind. Wir sind seine Geschöpfe. Es ist für uns schön zu wissen und zu glauben, dass wir gewollt sind, und dass wir kein Zufall der Natur sind. Es ist für mich schön, mir das immer wieder vorzustellen: Da ist einer, der mich genau so will, wie ich bin. Diese Akzeptanz, dieses absolute JA zu mir, so wie ich bin, das ist Liebe. Diese Liebe bekomme ich von Gott geschenkt, der mir das Leben ermöglicht, der für mich Trost in schweren Zeiten ist, weil er mich liebt.

Diese Liebe schenkt mir Hoffnung. Wenn ich so wie ich bin geliebt bin von Gott, dann wird alles wieder gut. So kindlich darf ich als Kind Gottes denken und glauben. Was für mich gilt, gilt auch für anderen Menschen. Kann es mir dann egal sein, wenn in jeder Stunde 15000 Kinder an Hunger sterben? Kann es mir egal sein, ob Menschen in Mianmar um ihre Angehörigen trauern?  Mianmar ist in diesem Jahr das Partnerland der Misereor Fastenaktion. Kann es mir dann egal sein, wie es Menschen gehen wird, die vom Klimawandel mehr betroffen sein werden als ich?

Gottes Liebe braucht Taten. Liebe sei Tat – so ist das Motto des Hungertuches. „Für mich als Künstlerin ist die Liebe einzig darstellbar über die Handlungen, die aus der Liebe erwachsen. Denn, alles was ihr tut, geschehe in Liebe! (1 Kor, 16.14) Für mich zeigt sich die echte Liebe in der Tat und nicht im Gerede darüber.“ So die Künstlerin.

Was können wir tun? Wie können wir unsere Liebe tatkräftig zeigen? Wie können wir tätig werden im Namen der Liebe?

Einen Hinweis haben wir im Evangelium Mt 6, 1+6, 16-18: Wir tun dies ohne großes Geschwätz, im Verborgenen. Wenn wir helfen, dann soll unsere rechte Hand nicht wissen, was die Linke tut. Und wenn wir beten und uns Gott zuwenden, der uns Kraft für unser Tun gibt, dann tun wir das nicht so, dass es alle sehen, sondern im Stillen. So kann aus Liebe Tat werden, mit Gottes Hilfe im Interesse der Menschen, die unserer Liebe brauchen. Amen.

Irmhild Sittard, Gemeindereferentin

Impuls zur 4. Woche der Fastenzeit

Ich mag Rosa! Die Farbe. Die mit dem leicht kitschigen Ruf. Die, in der man Babykleidung für neugeborene Mädchen kauft. Die, die nie so richtig ernst genommen und mit Verniedlichung gleichgesetzt wird. Die, die vielleicht als schwächlich gilt.

Die liturgische Farbe des heutigen 4. Fastensonntags ist Rosa. Der Priester trägt im Gottesdienst heute ein rosa Gewand. Damit wird das schwere, dunkle Violett der Fastenzeit unterbrochen.

Denn der 4. Fastensonntag heißt LAETARE. Laetare heißt übersetzt: „Freue dich!“ Es sind die lateinischen Eingangsworte von Jes 66,10: „Freue dich, Stadt Jerusalem! Seid fröhlich zusammen mit ihr, alle, die ihr traurig wart.“

Die Fastenzeit wird nicht nur von den Sonntagen unterbrochen, die aus den 40 Tagen herausgenommen sind, sondern auch von Laetare. Am 4. Fastensonntag feiern wir Bergfest. Wir haben die Hälfte der Fastenzeit überschritten – man kann auch sagen: geschafft. Und das ist ein Grund zur Freude.

Die Kirche handhabt das ziemlich gut. Sie weiß, dass unsere menschlichen Möglichkeiten beschränkt sind. Sie weiß, dass sie uns nicht zu viel zumuten, dass sie uns nicht überfordern darf, dass wir als Menschen immer in Balance bleiben müssen. Sie weiß, dass uns die Fastenzeit mürbe machen wird, wenn wir das Gefühl haben, ihr nicht gerecht werden zu können. Deshalb kennt sie Atempausen, Ausgleich und Entspannung. Auch in der Fastenzeit.

Freuen sollen wir uns an Laetare. Auf Ostern. Das liturgische Weiß am Horizon des Osterfestes ist an Laetare in das Violett der Bußzeit sozusagen reingemischt und ergibt: das wunderbare, weiche, liebliche Rosa. Ist das nicht schön? Mit ein wenig weißer Farbe erhält das Violett eine neue, eine erträglichere Dimension. Der Tupfer Weiß im Violett verändert das Gesamtbild.

Und mir gefällt diese Mischung. Mir gefällt diese Praxis, in das Harte und Anstrengende zwischendrin ein wenig Sanftheit, Nachsicht und Erleichterung zu spritzen.

Wenn ich einen Tropfen Sirup ins Wasser gebe, verändert er es. Wenn ich ein Licht in einem dunklen Zimmer entzünde, wird der ganze Raum zu einem anderen.

Das Beste ist, dass wir täglich selbst ein wenig Weiß in das Violett unseres Lebens spritzen und es rosa färben können:

Es sind die fünf Minuten Auszeit an einem ereignisreichen Tag. Die sonntägliche Stunde für Gott in einer Woche voller Verpflichtungen. Es ist die Eine, die mich anlächelt, während alle anderen sauer auf mich sind. Vielleicht ist es aber auch das bunte Halstuch zum schwarzen Kleid am Tag einer Beerdigung, eine Blume auf dem Tisch in einem kahlen Büroraum, das Klavierstück im Radio an einem regnerischen Tag.

Es ist phänomenal, wie ein paar versprühte Tröpfchen Duft einen ganzen Raum in Wohlgeruch verwandeln können. Das Kleine hat Macht und Wirkung. Vermutlich mehr, als wir es uns vorstellen. Und es macht das Schwere erträglich(er). Es sagt: Freue dich! Das Gute, Schöne, Leichte, Freudvolle ist nicht nur nahe – es ist schon da.

LAETARE!

Sonja Gravius

Impuls zur 3. Woche der Fastenzeit

„Prüft alles und behaltet das Gute“

So lautet die Jahreslosung 2025. Sie passt sehr gut in die Fastenzeit, die ja auch dazu einlädt sein Leben zu reflektieren.

„Prüft alles und behaltet das Gute“

Paulus ermutigt in seinem Brief, alles zu prüfen und das Gute zu behalten. Er ermutigt auch offen für die eigenen Gedanken und die Reflexion des eigenen Lebens zu sein. Als Christinnen und Christen sind wir eingeladen, mit einer offenen und wertschätzenden Haltung im Leben zu stehen, auf unsere Mitmenschen zuzugehen – ohne vorschnell zu urteilen oder abzulehnen.

Doch Offenheit bedeutet nicht, unkritisch alles zu übernehmen. Besonders in Situationen, in denen Druck entsteht oder Überzeugungen in Frage gestellt werden, ist es wichtig, gut abzuwägen. Was entspricht wirklich unseren Werten? Wo bleiben wir uns selbst und unserem Glauben treu?

Die Jahreslosung erinnert uns daran: Unser Glaube schenkt uns Kraft und Weisheit für gute Entscheidungen. Gott eröffnet uns einen weiten Raum, in dem wir unser Leben gestalten dürfen. Zugleich gibt er uns Orientierung, damit wir unter all den Möglichkeiten das Gute entdecken und verwirklichen.

Ein Blick in die verschiedenen Dimensionen unseres Lebens kann uns helfen, unser Leben zu prüfen. Ein erfülltes Leben besteht aus mehr als nur Arbeit. Der Philosoph Martin Seel beschreibt vier Dimensionen menschlichen Handelns: Arbeit, Interaktion, Spiel und Kontemplation. Eine ausgewogene Balance dieser Bereiche ist entscheidend für unser Wohlbefinden.

Arbeit gibt unserem Leben Struktur, Identität und Sinn. Sie dient dem Lebensunterhalt, fördert Selbstentwicklung und gesellschaftliche Teilhabe. Doch eine Überbetonung der Arbeit kann das Leben einseitig machen.

  • In wie weit passt deine berufliche Arbeit zu deinen Interessen und Fähigkeiten?
  • Wie weit erlebe ich meine Arbeit als sinnvoll?

Interaktion umfasst den Austausch mit anderen Menschen – sei es im beruflichen oder privaten Umfeld. Tiefe, echte Begegnungen bereichern uns und helfen, uns selbst besser zu verstehen.

  • Welche Freundinnen und Freunde habe ich, und welche Bedeutung haben sie für mich?
  • Wie viel Zeit verbringe ich in Kontakt mit anderen Personen?
  • Wie stabil und dauerhaft sind meine Beziehungen?

Spiel ist zweckfreies, selbstbestimmtes Handeln, das Freude bereitet und uns den Moment bewusst erleben lässt. Es schafft kreative Freiräume und Erholung.

  • Welche Freiräume gibt es in meinem Leben für spielerische Aktivitäten (Qualitätszeit)?
  • Welche Formen des Spielens haben für mich Vorrang?

Kontemplation bedeutet achtsames Verweilen – in der Natur, in Kunst oder in spirituellen Erfahrungen. Sie eröffnet neue Perspektiven und fördert innere Ruhe.

  • Welche Freiräume gibt es in meinem Leben für Muse und Kontemplation?
  • Wie gut gelingt es mir mein Leben täglich ins Gebet zu bringen?

Jede dieser Dimensionen trägt auf ihre Weise zu einem gelungenen Leben bei. Eine bewusste Reflexion hilft, sie in Einklang zu bringen und Überlastung oder Vernachlässigung einzelner Bereiche zu vermeiden.

Wie ist deine persönliche Balance der Lebensdomänen?

Gemeindereferentin Irena Lukesch

Impuls zur 2. Woche der Fastenzeit

Die Fastenzeit – Eine Zeit der Besinnung und Umkehr

® Bild: Christiane Raabe
In: Pfarrbriefservice.de

Die österliche Bußzeit, auch bekannt als Fastenzeit, beginnt am Aschermittwoch und erstreckt sich über 40 Tage bis zur Karwoche. Diese besondere Zeit erinnert an die 40 Tage, die Jesus in der Wüste verbracht hat, um sich auf seinen Dienst vorzubereiten. Die Fastenzeit ist eine Einladung an uns alle, uns ebenfalls auf das bevorstehende Osterfest vorzubereiten und unsere Beziehung zu Gott zu vertiefen.

In unseren Kirchen feiern wir am Aschermittwoch Gottesdienste, die den Beginn dieser besinnlichen Zeit markieren. Ein zentrales Element dieser Feier ist das Auflegen des Aschekreuzes auf die Stirn der Christinnen und Christen. Bei der Austeilung des Aschekreuzes wird der eindringliche Satz aus dem Johannes-Evangelium gesprochen: „Kehrt um und glaubt an das Evangelium“. Diese Worte laden uns ein, über unser Leben nachzudenken, umzukehren und unser Vertrauen auf das Evangelium zu setzen.

Die Fastenzeit bietet uns die Möglichkeit, innezuhalten und uns mit uns selbst auseinanderzusetzen. Es ist eine Zeit der Selbstreflexion und der Veränderung. Hier sind einige Fragen, die Sie sich in dieser Zeit stellen können:

  • Was kann ich in der Fastenzeit an mir ändern?

Überlegen Sie, welche Gewohnheiten oder Einstellungen Sie überdenken möchten. Gibt es Verhaltensweisen, die Sie loslassen möchten, um Raum für Neues zu schaffen?

  • Welche Vorsätze habe ich mir für die Fastenzeit vorgenommen?

Setzen Sie sich konkrete Ziele, die Ihnen helfen, in dieser Zeit zu wachsen. Das können kleine Veränderungen im Alltag oder größere spirituelle Vorsätze sein.

  • Schaue ich auf mehr innere Werte?

In einer Welt, die oft von materiellem Streben geprägt ist, bietet die Fastenzeit die Gelegenheit, sich auf innere Werte wie Nächstenliebe, Geduld und Dankbarkeit zu besinnen.

  • Oder schaue ich auf materielle, äußere Werte, die schnell vergehen können?

Überdenken Sie, wo Sie Ihre Prioritäten setzen. Was bleibt wirklich bestehen und erfüllt Ihr Leben mit Sinn?

Die Fastenzeit ist nicht nur ein Verzicht auf bestimmte Dinge, sondern vor allem eine Chance zur inneren Erneuerung. Es geht darum, den Blick auf das Wesentliche zu richten und die eigene Beziehung zu Gott zu vertiefen.

Wir laden Sie ein, diese Zeit aktiv zu gestalten und an den Gottesdiensten und Veranstaltungen in unseren Gemeinden teilzunehmen. Gemeinsam können wir diese Reise der Besinnung und Umkehr antreten und uns auf das Osterfest vorbereiten.

Möge die Fastenzeit für uns alle eine Zeit der Hoffnung, des Glaubens und der inneren Transformation sein. Nutzen wir diese Gelegenheit, um unser Leben zu reflektieren und uns auf die Freude und das Licht der Auferstehung vorzubereiten.

Pfarrer Adam Galazka

Impuls zur 1. Woche der Fastenzeit

Bischof Dr. Klaus Krämer, Fastenhirtenbrief zur österlichen Bußzeit 2025

Fastenimpuls zum Aschermittwoch